Dank an Herrn Reich-Ranicki!
Zu den Diskussionen um die Qualität der Medien
(Braunschweiger Zeitung z. B. vom 15. und 16. Oktober 2008)
von Kurt Wolfgang Ringel
Herr Reich-Ranicki hat total Recht. Und er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Das zeigen die interessanten Diskussionen, die er damit ausgelöst hat. Den meisten Lesern kann ich nur zustimmen, wenn sie mit den Medien kritisch ins Gericht gehen.
Der Behauptung, die Medien hätten einen Erziehungsauftrag, muss ich eine Frage entgegenstellen? Von wem haben die Medien einen Erziehungsauftrag erhalten? Von den Konsumenten bestimmt nicht. Also, im Interesse welcher Lobby sind die Medien aktiv? Was uns die Medien, das Fernsehen vorsetzen, ist keine Bildung und Erziehung; es ist überwiegend die Entziehung von Kultur. Und Herr Reich-Ranicki hat dies mit seiner Reaktion deutlich zum Ausdruck gebracht. Dafür einen besonders herzlichen Dank!
Was nutzt die Freiheit der Wahl den Menschen, wenn sie unfähig sind, zwischen qualitativen Sendungen und Müll zu entscheiden. So etwas muss gelernt bzw. anerzogen werden. Nur, wer hat den Menschen geholfen, zu einer solchen Entscheidung fähig zu sein. Der Staat und die Medien waren und sind es nicht. Das Fernsehen bietet den Zuschauern fast nur noch Schrott. Alles ist einem ideologischen Schema unterworfen, welches da lautet, der Kapitalismus ist das Beste. Und alles, was nicht in dieses Schema passt, wird zurecht gebogen. - Und was nutzt ein Ausschaltknopf, wenn der Bürger nicht fähig ist, den erforderlichen Zeitpunkt zum Abstellen zu erkennen!
Der Qualitäts-Unterschied zwischen Privatsendern und den staatlichen hat sich seit Jahren sehr stark angenähert. Der größte Schrott, besonders Reklame und inhaltslose Fernsehserien, werden zu den Zeiten gesendet, zu denen Otto-Normal-Zuschauer Zeit hat und Muse für Kultur. Fast alle Musiksendungen sind heute unterhalb der Gürtellinie. Mancher Moderator führt nicht durch das Programm, wie es seine Aufgabe sein sollte. Nein, er ergeht sich nur noch in Selbstdarstellungen. Ein besonders krasses Beispiel dafür ist Herr Florian Silbereisen. Ach wie schön waren doch die Zeiten, als er NUR Akkordeon spielte. Einer der wenigen Lichtblicke sind dagegen die Sendungen über die Flüsse in den neuen Bundesländern mit Janine Strahl-Österreich.
Wer Menschen erziehen will, der muss selbst Bildung besitzen. Aber diese kommt immer mehr in Deutschland abhanden. Somit wird die Wahl zwischen den Fernsehprogrammen zu einer Wahl zwischen Kuhfladen und Pferdeäpfeln. |